Seit 1986 unterstützte der Eine-Welt-Kreis der St.-Bernhard-Gemeinde Schwester Katharina Frerich bei ihrer Arbeit in El Alto bei La Paz, der Hauptstadt Boliviens; ab 1992 führte der Verein diese Hilfe weiter fort. Sr. Katharina gehört der Ordensgemeinschaft „SERVIAM Herz-Jesu-Institut – Schwestern von Germete“ bei Warburg an. Diese Gemeinschaft wurde 1922 gegründet und engagiert sich insbesondere in der Familienpflege und der Seelsorgehilfe. In Bolivien wirkt der Orden seit 1978.
So war es kein Wunder, dass Sr. Katharina als gelernte Krankenschwester auf dem Hochland oberhalb von La Paz (etwa 4100 m ü. M.), dem Alti Plano, sich neben der Verbreitung des christlichen Glaubens auch um die Gesundheit der Menschen, häufig ehemalige Minenarbeiter und Kleinbauern, kümmerte. Zunächst ging sie mit einer Tasche mit einfachen medizinischen Geräten und Medikamenten in die Familien, doch der Bedarf war riesengroß.
Deshalb wurde schon ab 1986 neben einer kleinen Kirche auch eine kleine Krankenstation gebaut. Kaum fertig, war sie aber wegen des großen Andrangs schon zu klein; eine größere Lösung musste her!
So entstand ein kleines, eingeschossiges Krankenhaus, das ebenfalls bald erweitert werden musste.
Einen großen Schritt beim Ausbau des Hauses konnten wir von Münster aus 1998 tun, als die Weihnachtsaktion von Pfarrei und Verein von den Westfälischen Nachrichten unterstützt wurde, so dass insgesamt mit rd. 160.000 DM eine ganze Kinderstation des Hospitals finanziert werden konnte.
Die Erweiterung erfolgte in zwei Schritten bis 2002 der jetzige Endzustand erreicht war: ein Krankenhaus mit 120 Betten in erdbebensicherer Stahlskelettbauweise, das ‚Hospital Corazon de Jesús’. In ihm sind die wichtigsten medizinischen Fachrichtungen und eine große Ambulanz, in der täglich 250 bis 300 Patienten behandelt werden, untergebracht.
Zurzeit arbeiten dort insgesamt ca. 180 Personen, nicht nur in der medizinischen Versorgung, Pflege und Betreuung der Kranken, sondern auch in der Gesundheitsvorsorge, als Helfer bei sozialen Problemen oder in handwerklichen Berufen beim Bau und der Unterhaltung des Gebäudes und seiner Einrichtungen. Wegen seiner Ausstattung und der medizinischen Arbeit auf hohem Niveau hat sich das Haus einen besonderen Ruf erworben und ist vom bolivianischen Staat ausgezeichnet worden.
Da es in Bolivien – wie in den meisten Entwicklungsländern – keine gesetzliche Kranken-versicherung gibt, kommen immer mehr Patienten ins Hospital, die für die Behandlung nicht selbst aufkommen können. Spenden des Vereins konnten dabei hilfreich eingesetzt werden. Gemeinsame Weihnachtsaktionen des Vereins und der St. Bernhard-Pfarre dienten aber auch der Unterstützung von Projekten im Umfeld des Hospitals. Dazu gehörten z.B. der Ausbau einer Gesundheitsstation zur Vorsorge und Betreuung von Müttern und Kindern in einem besonderen sozialen Brennpunkt am Rande der sich schnell vergrößernden Stadt El Alto – heute knapp 1 Mio. Einwohner. Eine weitere Unterstützung war die Übernahme der Materialkosten für das in der Tischlerei des Hospitals angefertigte Mobiliar für eine Grundschule mit 300 Schülern. Das Schulgebäude in der Nähe des Krankenhauses selbst hatte eine Elterninitiative in Selbsthilfe aus Lehmziegeln und Wellblech errichtet. 2008 wurde ein Kleintransporter angeschaft, der von den hauseigenen Handwerkern zu einem Krankenwagen hergerichtet wurde.
2009 musste dann das alte Laborgebäude endgültig abgerissen werden, da der Lehmziegelbau aus den 1980er Jahren durch die Witterungseinflüsse baufällig geworden war. Um den Krankenhausbetrieb aufrechterhalten und die Zertifizierung des Krankenhauses durch den Staat behalten zu können, musste umgehend ein neues Laborgebäude errichtet werden. Es ist ein mehrgeschossiges erdbebensicheres Gebäude in Stahlbetonskelettbauweise entstanden, in dem neben dem eigentlichen Labor auch mehrere Arztpraxen für die ambulante Behandlung von Patienten und die Patientendokumentation des Hospitals untergebracht werden konnten.
Nach 25 Jahren erfolgreicher Arbeit hat sich Sr. Katharina aus der Leitung des Kran2enhauses im Sommer 2013 altersbedingt zurückgezogen, Da sich im eigenen Orden keine geeignete Nachfolgepersönlichkeit fand, wurde das Krankenhaus nach langwierigen Verhandlungen in die Trägerschaft von Kolping do Brasil, die bereits mehrere Krankenhäuser in Südamerika betreiben, schuldenfrei übergeben. Alle Beteiligten sind froh darüber, dass mit Kolping ein Träger gefunden wurde, der die Arbeit in El Alto im Sinne von Sr. Katharina fortführt.
Es wurde dabei unter anderem vereinbart, dass Sr. Katharina auch weiterhin mit ihrem Wissen die neue Leitung unterstützt und sich daneben noch um die begleitende Betreuung der Kranken kümmert. Außerdem wurde verabredet, die Ausbildung von Krankenpflegepersonal zu verbessern, indem Kolpng eine neue Krankenpflegeschule errichtet und dort ausbildet. Auch in diese Ausbildung wird Sr. Katharina eingebunden.
Um die Arbeit zu unterstützen soll der Erlös der Weihnachtsaktion 2014/15 für die Anschaffung von Lehrmaterial für die neue Schule eingesetzt werden.