Projekt Huitco, Peru

Die wirtschaftlichen Bedingungen für die Bauern im Raum Puquio hatten sich seit Ende des 20. Jahrhunderts sehr ungünstig entwickelt, da seit der Fertigstellung der neuen Straße Feldfrüchte wie Kartoffeln, Bohnen oder Mais von der Küste bei Nasca über Puquio bis nach Cusco bequem aus der warmen Küstenregion in das kältere und hoch gelegene Andengebiet transportiert und kostengünstiger verkauft werden konnten. So konnten die einheimischen Bauern ihre Erzeugnisse nicht mehr mit Gewinn absetzen. Sie wanderten daher in die größeren Städte ab in der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen – zumeist jedoch ohne Erfolg.

Da in der Region Puquio jedoch dank des 1979 bis 1985 gebauten Pachaya-Staudamms die Felder ganzjährig bewässert werden können, galt es, mit anderen Pflanzen und mit anderen als den herkömmlichen Anbaumethoden  den Lebensunterhalt für die Kleinbauern zu erwirtschaften. So entstand die Idee, sowohl aus in der Gegend wild wachsenden Pflanzen als auch aus biologisch angebauten Heilkräutern in einem Labor medizinische Produkte herzustellen: Tees, Säfte oder Salben, und diese dann zunächst in der näheren Umgebung zu vermarkten.

Laborgebäude mit Pflanzgarten

Laborgebäude mit Pflanzgarten

Für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung mussten aber erst die Grundlagen geschaffen werden. Es mussten die Felder, die teilweise schon seit längerem brach lagen und verwildert waren, rekultiviert werden, wozu Trecker und Landmaschinen von der Landwirtschaftsbehörde angemietet werden mussten. Die traditionellen und von Ochsen gezogenen Holzpflüge reichten dazu nicht mehr  aus. Die Bauern, die an dem Projekt teilnehmen wollten, mussten in den biologischen Anbau entsprechender, standortgerechter Pflanzen von Pharmazeuten und Agrartechnikern eingewiesen werden. Auch die Trocknung der geernteten Pflanzen musste so organisiert werden, dass diese ‚Vorprodukte’ für die Weiterverarbeitung nicht verschmutzt waren. Dazu mussten leer stehende Gebäude als Trockenräume instand gesetzt und mit Regalen ausgestattet werden. Daneben galt es, für die Weiterverarbeitung ein modernes Labor, das „Laboratorio Huitco“, zu errichten, das auch die hygienischen Standards erfüllte – schließlich sollten medizinische Produkte hergestellt werden! Die Leitung dieses Labors sollte Frau Dr. Yeny Huancahuire, eine in Puquio ansässige Apothekerin übernehmen, da sie bereits den Basisgesundheitsdienst APS mit den Gesundheitsstationen in den umliegenden Dörfern verantwortete.

Dieses Projekt wurde vom Verein in den Jahren 2002 bis 2005 gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt; 2006 ermöglichten Spenden des Vereins den Ankauf und die Installation weiterer Maschinen für das Labor, um die angelaufene Produktion erweitern und wirtschaftlicher betreiben zu können. Das ist so gut gelungen, dass der Staat Peru im Jahre 2010 dem Laboratorio Huitco einen Zuschuss von rd. 90.000 € für die Ankauf weiterer Anbauflächen gewährt hat, um den Verbreitungsradis der Produkte vergrößern zu können.